stern | 08.04.2021

Westfield Überseequartier: Sabine Falkenhagen im Interview

Felix Theuerkauf besuchte Sabine Falkenhagen und Ihren Cousin Jens Falkenhagen vor Kurzem in Ihrem Hutladen in der Hamburger Innenstadt – Nähe Rathaus – und interviewte Sabine zum Vorhaben der Stadt Hamburg neben der bekannten und beliebten Hamburger City mit ihren zahlreichen Geschäften und Shopping- Möglichkeiten eine zweite „Einkaufsmeile“ in der Hafencity bzw. im Überseequartier entstehen zu lassen.

Hier der entsprechende Ausschnitt aus dem Artikel mit einer kurzen Übersicht des Geplanten – und mit der Meinung von Sabine Falkenhagen zum Projekt. Den kompletten STERN Artikel lesen Sie hier.

08.04.2021, 11:15 Uhr

Corona lässt die Innenstädte sterben: Hamburg will die City mit einem umstrittenen Projekt aufwerten

Das Coronavirus hat das Einkaufserlebnis in Hamburg sichtbar eingeschränkt. Doch nach der Pandemie werden Touristen wie Einheimische wieder zum Shoppen kommen. Wo und wie sie das tun werden, darüber wird schon jetzt gestritten.“

Die Entwicklung der Hamburger City im Realitätscheck

Geht es nach Westfield-Projektleiter Dirk Hünerbein, soll der Neubau zukünftig gerade Tages- und Kreuzfahrttouristen anziehen und so die „neue Visitenkarte Hamburgs“ werden. Ein selbstbewusstes Ziel. Hünerbeins Rechnung: Durch das neue Überseequartier kommen mehr Touristen in die Hansestadt, die nicht nur in der Hafencity, sondern in ganz Hamburg für mehr Umsatz sorgen. Doch wird das in den Einkaufsstraßen rings um die Binnenalster auch erwartet?

Sabine und Jens Falkenhagen haben dort ein Fachgeschäft für Kopfbekleidung. Ihr Laden war bereits an mehreren Orten in Hamburg angesiedelt. Seit sechs Jahren verkaufen sie Hüte und Mützen in der Nähe von Rathausmarkt und Mönckebergstraße, sind fest verbunden mit der Innenstadt – auch emotional. „Wir betreiben unser Geschäft hier in der vierten Generation. Mit seinem einzigartigen Flair ist dieser Standort unschlagbar. Das kann niemand überbieten.“

Sabine Falkenhagen spielt damit auf das Überseequartier an. „Das Viertel an sich, die kleinen Geschäfte und Restaurants, finde ich sehr schön. Aber das Einkaufszentrum stößt mir bitter auf.“ Sie befürchtet, das Westfield könnte zu viele Kunden aus der Innenstadt abwerben. „Ich frage mich, warum man so etwas Großes bauen muss, wenn wir in der Innenstadt ohnehin schon Probleme haben.“

Jens und Sabine Falkenhagen in ihrem Geschäft nahe der Mönckebergstraße: „Dieser Standort ist unschlagbar“.

© Felix Theuerkauf

Laut Falkenhagen war bereits vor der Pandemie zu beobachten, wie die Straßen zwischen Hauptbahnhof und Gänsemarkt abends immer öfter verwaist waren. Gerade jüngere Leute ziehe es nach Feierabend eher in ihre Wohnviertel. „Die Handelskammer redet immer davon, die Innenstadt erneuern zu wollen, um sie zu erhalten. Und im gleichen Zuge spricht sie sich für so ein Projekt aus. Das kann ich nicht nachvollziehen.“

So wie die Falkenhagens denken viele Einzelhändler im Innenstadtkern. Und während es sich bei ihren Produkten um ein Alleinstellungsmerkmal handelt – die Zahl der Mitbewerber im Hut- und Mützengeschäft sei sehr überschaubar, erzählt Sabine Falkenhagen – droht in anderen Bekleidungsbranchen ein harter Konkurrenzkampf. Sowohl das Mittel- als auch das Hochpreissegment ist auf der Mönckebergstraße und dem Neuem Wall vertreten. Genau diese beiden Zielgruppen wird auch das Westfield versuchen anzusprechen. Wie kann also sichergestellt werden, dass beide Standorte auf lange Sicht überlebensfähig bleiben?

Neuorientierung als Notwendigkeit

Schnelles Umdenken für eine attraktive Innenstadt fordert auch Sabine Falkenhagen, eine vom etablierten Händlerstamm. Sie wünscht sich schon länger mehr Vielfalt in der Stadt: „Bei uns in der Straße gibt es eine Kneipe. Die ist jeden Abend voll. Davon müsste es mehr geben.“ Dazu sehnt sie sich nach mehr Geschäften für Dinge des alltäglichen Bedarfs, Gemüseläden und Fahrradwerkstätten etwa. „Die Innenstadt muss wieder ein lebenswerter Ort werden.“